Dies lässt sich auch durch die häufige Antwort der Interaktionspartner begründen, ob das Gegenüber 'nicht mehr ganz bei Sinnen' ist. Diese Frage betrifft nicht die kulturelle Fremdheit (denn einen kulturell fremden Menschen würde man für gewöhnlich nicht relativ früh in der Interaktion fragen, ob er nicht mehr mehr ganz bei Sinnen ist), sondern die persönliche Fremdheit des Gegenübers, da es sich bei dem Gegenüber um keinen Unbekannten handelt. Der MWonline-Blog: Methodisch kontrolliertes Fremdverstehen. The content above was published on linkr, a platform designed to connect, engage and grow education communities. Learn more
Trotz dieser Heterogenität gibt es Gemeinsamkeiten qualitativer Zugänge, da sie sich durch zwei Hauptkritikpunkte von hypothesenprüfenden Verfahren abgrenzen lassen: Das Prinzip der Offenheit und das Prinzip der Kommunikation bilden den "kleinste[n] gemeinsame[n] Nenner" (Helfferich 2005: 23) der qualitativen Verfahren. Das Prinzip der Offenheit beinhaltet zweierlei Prämissen: Auf der Ebene der Interviewdurchführung verweist Offenheit auf die Kommunikationssituation, in der die Fragestellung offen sein soll, "sodaß die Befragten die Kommunikation weitestgehend selbst strukturieren und damit auch die Möglichkeit haben, zu dokumentieren, ob sie die Fragestellung überhaupt interessiert, ob sie in ihrer Lebenswelt – man sagt auch: ihrem Relevanzsystem – einen Platz hat und wenn ja, unter welchem Aspekt sie für sie Bedeutung gewinnt" (Bohnsack 2007: 20). Auf der Ebene des Verstehens verweist Offenheit auf eine Haltung der Forschenden und bezieht sich auf die Zurücknahme von vorgefasster Meinung bzw. theoretischen Vorwissen und generell dem "Verzicht auf eine Hypothesenbildung ex ante" (Mruck/Mey 2000: [6], vgl. auch Helfferich 2005: 101).