Fahrschule Schulz Erlangen

Zu groß, zu eng, zu laut, zu grell: Das lyrische Ich des Expressionismus hadert mit der Großstadt. Und nutzt sie doch als Steinbruch, schlägt Zeile um Zeile aus dem Chaos der Formen und Farben. Nachdem sich die Wände in den Straßen wundgestoßen haben, richtet sich der Blick hier allerdings in weite Fernen. Sehnsucht prägt das Lebensgefühl der dichtenden Jugend – jedenfalls der männlichen, die sich Wälder und Wüsten, pantherartige Frauen und allerhand sonstige Reize herbeiphantasiert. Nachdem die Bilder der tosenden Metropole von schwülen Fieberträumen verdrängt wurden, zeigt sich Bemerkenswertes: Man(n) will Dinge, weil sie noch nicht bekannt sind. Und: Man(n) brennt nur, wenn andere für Wind sorgen. Hart stoßen sich die Wände in den Straßen Hart stoßen sich die Wände in den Straßen, Vom Licht gezerrt, das auf das Pflaster keucht, Und Kaffeehäuser schweben im Geleucht Der Scheiben, hoch gefüllt mit wiehernden Grimassen. Wir sind nach Süden krank, nach Fernen, Wind, Nach Wäldern, fremd von ungekühlten Lüsten, Und Wüstengürteln, die voll Sommer sind, Nach weißen Meeren, brodelnd an besonnte Küsten.

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Wir sind nach Frauen krank, nach Fleisch und Poren, Es müßten Pantherinnen sein, gefährlich zart, In einem wild gekochten Fieberland geboren. Wir sind versehnt nach Reizen unbekannter Art. Wir sind nach Dingen krank, die wir nicht kennen. Wir sind sehr jung. Und fiebern noch nach Welt. Wir leuchten leise. – Doch wir könnten brennen. Wir suchen immer Wind, der uns zu Flammen schwellt. Der Autor Ernst Wilhelm Lotz schrieb mit "Aufbruch der Jugend", "Hart stoßen sich die Wände in den Straßen" oder "Die Nächte explodieren in den Städten" (alle 1913) Paradebeispiele expressionistischer Lyrik. Doch der 1890 geborene Westpreuße, der eine militärische Ausbildung absolvierte, ehe er beschloss, "Schriftsteller, d. h. Bohemien" zu werden, war auch ein Kind des Fin de Siècle. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg begann, meldete sich Lotz freiwillig. Wenige Wochen später, am 26. September 1914, fiel er bei Bouconville in Frankreich. Textnachweis Ernst Wilhelm Lotz: Wolkenüberflaggt. Gedichte von Ernst W. Lotz.

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Welche Rolle aber spielt die Natur in diesem Szenario? Während der Mensch exaltiert auf äußere Einflüsse reagiert, bleibt die Natur – symbolisiert durch Bäume, Meere (im weitesten Sinne auch die dazugehörigen Schiffe) – auf passive Weise resistent (vgl. 21 ff. Mehr noch, sie scheint schon tot zu sein. Eines Kampfes um das Leben scheinen sie nicht zu bedürfen – anders die Menschen: "Wer stirbt, der setzt sich auf, sich zu erheben / […] / Auf einmal ist er fort. Wo ist sein Leben? " Dass seine Augen "wie Glas zerbrochen" (V. 32) sind, zeigt, dass er nunmehr seine Umwelt nicht mehr wahrnehmen kann, seine Augen, sein Wahrnehmungssinn allerdings schon immer zerbrechlich und anfällig waren. In der beschriebenen trübsinnigen, bedrückten, ja teilweise ausweglos erscheinenden Stimmung versucht Heym ein Abbild der Gesellschaft zu zeichnen. Betrachtet allerdings von einem sehr subjektiven Standpunkt aus, der dem Menschen im Grunde jede Chance auf Änderung seines angeblich trübsinnigen Daseins verwehrt.

Leipzig: Kurt Wolff Verlag 1917, S. 53. Bildnachweis Ernst Ludwig Kirchner: Ausschnitt aus "Die Straße" (1913) – wikimedia

Sun, 07 Jul 2024 13:05:07 +0000

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